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Die Abseitsfalle: die ersten 100 Tage im neuen Job.

Stellen Sie sich vor, Sie werden bei einem wichtigen Fußballspiel als Joker eingewechselt, alle erwarten große Leistungen von Ihnen, aber Sie kennen die Spielregeln gar nicht! So oder ähnlich fühlen sich immer wieder Beschäftigte, die eine neue Arbeitsstelle antreten. Manch einer hat sich so gleich zu Beginn ins Abseits befördert. Glücklicherweise gibt es ein paar hilfreiche Tipps, mit denen sich die ersten 100 Tage im neuen Job leichter bewältigen lassen. 

Herzlichen Glückwunsch: Sie haben im Vorstellungsgespräch überzeugt, dutzende Mitbewerber ausgestochen und sich eine Stelle in Ihrem Wunschunternehmen gesichert. Doch wenn die Tinte auf dem Arbeitsvertrag getrocknet ist, beginnt die Zeit der Unsicherheit für viele Arbeitnehmer aufs Neue. Denn wer die offiziellen und inoffiziellen Strukturen an seiner neuen Arbeitsstätte nicht kennt, hat es schwer. Schon alleine deshalb gerät der Start im neuen Job oftmals zu einer echten Herausforderung. Eine Herausforderung, die jedoch nicht unüberwindbar ist.

Initiative zeigen – aber dosiert.

Karriereberaterin Julia Eisenhut empfiehlt allen, die in einen neuen Job starten, möglichst einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen – denn für den gibt es bekanntlich keine zweite Chance, gerade am ersten Arbeitstag. „Pünktlichkeit und Auftreten sind das A und O. Wer gleich am ersten Tag zu spät kommt oder durch eine zu gewagte Garderobe auffällt, macht sich nur unnötig das Leben schwer.“ Ansonsten sind erst einmal Offenheit und Freundlichkeit, aber auch Zurückhaltung gefragt. „Motivation bei der Arbeit sollte selbstverständlich sein. Doch kaum jemand erwartet ernsthaft von einem neuen Mitarbeiter, dass er gleich am ersten Tag alle Register seines Könnens zieht. Im Gegenteil: Aktionismus und übertriebener Veränderungswille – so gut sie auch gemeint sein mögen – werden bei ‚Frischlingen‘ eher als störend empfunden.“ Das heißt freilich nicht, dass Eigeninitiative tabu wäre. Der neue Mitarbeiter trägt durchaus selbst die Verantwortung für das Gelingen seines Starts. Es gilt aber, mit Köpfchen und Fingerspitzengefühl vorzugehen und nicht den Besserwisser zu spielen. Verbesserungsvorschläge sind selbstverständlich herzlich willkommen – doch sollten sie so vorgetragen werden, dass erfahrenere Kollegen sich dadurch nicht düpiert fühlen müssen.

Rechtzeitig die Spielregeln lernen.

Arbeitsstart: Ratsam ist, sich als Neuling erst einmal behutsam mit Kollegen, Arbeitsabläufen und internen Unternehmensspielregeln vertraut zu machen. Klären Sie möglichst bereits am ersten Arbeitstag folgendes ab: Wann ist Arbeitsbeginn? Wird in der Abteilung geduzt oder gesiezt? Wie lange dauert die Mittagspause? Ist es in Ordnung, wenn ich pünktlich nach Hause gehe oder erwarten die Kollegen womöglich von mir, dass ich unaufgefordert Überstunden mache? Grundsätzlich sollten Neue in den ersten Tagen und Wochen vor allem eines tun: fragen, fragen, fragen! Gibt es regelmäßige Meetings, an denen Sie teilnehmen sollten? Brauchen Sie bestimmte Zugangsberechtigungen, um arbeiten zu können? Versäumt man es, sich zu Beginn seiner neuen Tätigkeit nach gängigen Arbeitsabläufen und Sitten zu erkundigen, gibt es später vielleicht Defizite. Das kann peinlich werden: Wer erst nach einem Jahr verschämt nachfragt, wo denn eigentlich der Schrank mit dem Büromaterial steht, erntet bei den Kollegen völlig zu Recht Stirnrunzeln. „Bei Unsicherheiten einen Kollegen anzusprechen, ist völlig in Ordnung“, so Karriereberaterin Julia Eisenhut. „Es kann aber auch nicht schaden, schon im Vorfeld nach einer Lösung für das Problem zu suchen. Viele Unternehmen halten beispielsweise im Intranet spezielle Informationsmaterialien bereit, die Neulingen die ersten Schritte erleichtern sollen. Wenn es dieses Angebot gibt, dann sollte man es auch wahrnehmen. So signalisiert man, dass der Mitarbeiter möglichst schnell möglichst viel über das neue Unternehmen erfahren möchte.“

Die lieben Kollegen

Ein neuer Job sollte nicht nur fachlich Freude bereiten – im Idealfall stimmt auch die Chemie mit den neuen Kollegen. Netzwerken kann sinnvoll sein, um ungeschriebene Spielregeln des Unternehmens kennenzulernen und herauszufinden, an wen man sich wenden kann, wenn Fragen auftauchen. Neueinsteiger sind also gut beraten, möglichst früh Kontakte zu so vielen Mitarbeitern wie möglich zu knüpfen. Karriereberaterin Julia Eisenhut weiß: „Netzwerken ist gut und wichtig. Doch auch dabei gilt es, bestimmte Regeln zu beachten. Zwar hat niemand etwas dagegen, wenn es auch mal zu einem privaten Schwätzchen am Arbeitsplatz kommt, doch bevor man sein Gegenüber nicht ganz genau kennt, sollte das Gespräch nicht über den üblichen Smalltalk hinausgehen. Politik, Religion, der neueste Klatsch von den Bürofluren und dergleichen sollten tabu bleiben.“ Auch sollten Neulinge bedenken, dass ihnen womöglich nicht jeder im Unternehmen wohlgesonnen ist. „Schon so mancher Mitarbeiter hat versucht, neu eingestellten Kollegen am Zeug zu flicken – vielleicht, weil er selbst auf deren Position spekuliert hat oder seine Stellung im Unternehmen gefährdet sieht. Eine gute Strategie bei Konflikten ist, offen und unvoreingenommen das Gespräch zu suchen. So lassen sich Missverständnisse und Eifersüchteleien oft im Keim ersticken.“

„Und, wie war ich?“

Aller Anfang ist schwer. Deshalb kann es Neueinsteigern niemand übelnehmen, wenn nicht alle Arbeitsprozesse auf Anhieb reibungslos funktionieren. Wichtig ist aber, sich dennoch von Beginn an aktiv darum zu bemühen, Zusammenhänge zu erkennen und die Aufgaben möglichst in vollem Umfang zu erledigen. Das funktioniert am besten, indem man so früh wie möglich konkrete Feedbacks einholt. Das muss nicht unbedingt sofort das Mitarbeitergespräch beim Chef sein. Auch Kollegen können zunächst wertvolle Hinweise darauf liefern, ob man sich in der neuen Position tatsächlich zu der Verstärkung entwickelt, die man im Idealfall sein sollte. Wenn das Feedback vom Chef aber dauerhaft ausbleibt, sollte man sich aktiv darum bemühen. „Als Faustregel gilt, dass Neulinge spätestens nach der Hälfte der Einarbeitungszeit nachfragen sollten, was an ihrer Arbeit gut funktioniert und was vielleicht noch verbesserungswürdig ist“, so Karriereberaterin Julia Eisenhut. „Umgekehrt bietet ein solches Feedbackgespräch natürlich auch die Möglichkeit, die eigenen Erwartungen an den neuen Job kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls konstruktive Kritik beim Vorgesetzten loszuwerden.“