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Home Office, Sabbatical, Teilzeit: Flexible neue Arbeitswelt?

Karriere in einem anspruchsvollen Job machen, gleichzeitig aber selbstbestimmt und flexibel arbeiten: Viele moderne Arbeitnehmer wollen beides. Doch lassen sich die Vorstellungen, die sie zur Vereinbarkeit von Job und Privatleben haben, in der Realität auch ohne Probleme umsetzen?

Fast scheint es, als hätten die klassischen Werte des Arbeitslebens ausgedient. Traditionelle Statussymbole wie Titel, Posten und dicke Gehaltsschecks haben insbesondere bei jüngeren Arbeitnehmern heute oftmals nur noch einen geringen Stellenwert. Stattdessen steht bei vielen die Suche nach Alternativen für bestehende Strukturen im Vordergrund. Immer mehr Arbeitnehmer wünschen sich einen Job, der sie nicht nur fordert, sondern auch Spaß macht, Sinn stiftet und ihnen erlaubt, zeitlich flexibel und ortsungebunden zu sein. Warum bis 20 Uhr im Büro bleiben, wenn doch gar nichts mehr zu tun ist? Was spricht gegen Arbeit von zu Hause aus? Und warum sollte man tagsüber keine privaten E-Mails schreiben dürfen, wenn der Chef doch erwartet, dass man auch im Urlaub die beruflichen beantwortet? Diese Fragen stellen sich Beschäftigte von heute.

Was für ältere Generationen noch selbstverständlich schien, stellen nun immer mehr Arbeitnehmer infrage – und damit die Arbeitswelt auf den Kopf. Gut bezahlte aber ungeliebte Tretmühlen sehen viele als Auslaufmodell an. „Es steht aktuell eine Generation von Menschen im Arbeitsleben, die flexibel, mobil und selbstbestimmt arbeiten möchte“, sagt Orizon-Expertin Julia Schwarz „Gerade jüngere Menschen haben erkannt, dass Arbeitsweisen und Arbeitszeitmodelle, wie sie sie beispielsweise von ihren Eltern kennen, längst nicht immer zufriedene Menschen hervorgebracht haben.“ Ein hohes Gehalt und eine steile Karriere im Gegenzug für Burn-out und eine entfremdete Familie? Viele Arbeitnehmer haben darauf nur eine Antwort: nein, danke!

neue Strukturen in der Arbeitswelt

Digital und vernetzt: der Arbeitnehmer 4.0

Stattdessen versuchen immer mehr Menschen, sich bewusst Freiräume zu schaffen. Möglichkeiten dazu gibt es dank digitaler Technologien und der Mobilisierung des Arbeitsplatzes genug. Computer und Smartphones sorgen dafür, dass immer flexibler gearbeitet werden kann. Die klassische Präsenzkultur in Büros beginnt bereits zu bröckeln. Der Software-Riese Microsoft beispielsweise  hat im vergangenen Jahr die Büro-Anwesenheitspflicht für seine Angestellten vollständig abgeschafft; die Beschäftigten dürfen sich aussuchen, wo sie arbeiten möchten.

Automatisierung, Digitalisierung sowie Crowd- und Clickworking verändern Art und Weise der Arbeit in atemberaubendem Tempo. Im Zuge der digitalen Revolution entstehen ständig neue Märkte und Produkte – und damit auch neue Arbeitsmodelle für Beschäftigte und Unternehmen. Big Data und Online-Werkzeuge haben eine echte Alternative zur altgedienten Arbeitspraxis geschaffen. Längst nutzen Menschen quer durch alle erdenklichen Berufsgruppen das Internet, um komplett ortsunabhängig ihr Geld zu verdienen. „Die Möglichkeit, Einsatzzeit und -ort bedarfsgerecht zu gestalten, spielt für Arbeitnehmer eine immer wichtigere Rolle bei der Berufswahl“, so Julia Schwarz. „Angebote wie Home Office, Teilzeitarbeit, Jobsharing oder Vertrauensarbeitszeiten erhöhen deshalb auch die Attraktivität der Unternehmen. Firmen, die ihren Beschäftigten Modelle zur Verbesserung ihrer zeitlichen Souveränität bieten, haben inzwischen deutlich bessere Chancen, qualifizierte Arbeitskräfte zu rekrutieren und zu halten.“

Auszeiten, Teilzeitjobs, Home Office: Ich bin dann mal weg!

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Studie „Gewünschte und erlebte Arbeitsqualität“, die zwischen Februar und Juni 2013 im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales unter rund 5.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten durchgeführt wurde.[1]  Demnach gab jeder zweite Befragte an, dass er der Vereinbarkeit von Beruf und Familie größte Bedeutung beimisst.

Zahlreiche Unternehmen haben bereits auf den Wunsch ihrer Arbeitskräfte nach mehr Flexibilität reagiert und bieten diesbezüglich verschiedene Modelle an. Auch über den normalen Urlaub hinausgehende Sabbaticals sind für viele Firmen kein Tabu mehr – denn die Nachfrage nach solchen Auszeiten ist groß. Einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Bildungsministeriums zufolge können sich 57 Prozent aller Arbeitnehmer vorstellen, ein Sabbatjahr zu nehmen. Zwei Drittel von ihnen geben an, während dieser Auszeit mehr Zeit mit der Familie verbringen zu wollen.[2]

Wie werden wir morgen arbeiten?

Keine Frage: Die Arbeitswelt ist im Wandel. Trotzdem tut sich so manches Unternehmen noch schwer mit Konzepten um neue Arbeitsstrukturen. Das Home Office beispielsweise steht immer wieder in der Kritik. Das liegt zum einen daran, dass Arbeiten in den eigenen vier Wänden ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und -organisation verlangt, zum anderen daran, dass es dem Beschäftigten dabei an echter Interaktion mit einem dynamischen Team fehlt, was oftmals mit einem Nachlassen der Innovationskraft gleichgesetzt wird. Ganz davon abgesehen ruft das Modell bei einigen Vorgesetzten schlicht noch immer ein Gefühl des Kontrollverlustes hervor.

Gut möglich, dass im Zuge der aktuellen technologischen Trends und gesellschaftlichen Entwicklungen schon bald ein ganz neues Leitbild von Arbeit entsteht. Die Generation Z, also junge Menschen, die nach 1995 geboren sind, steht schon bereit und wird in den kommenden Jahren auf den Arbeitsmarkt drängen. Die „Zs“ sind technisch überaus versiert, da sie schon im frühesten Kindesalter digital sozialisiert wurden. Allerdings deuten erste Erkenntnisse darauf hin, dass sie noch deutlich mehr Wert auf Freizeit legen werden als ihre Vorgänger. Anders als diese wünschen sie sich jedoch nicht Flexibilität, sondern feste und klare Arbeitsstrukturen. Diese Generation ist hochgradig auf ihre eigenen Ziele konzentriert – und vieles deutet darauf hin, dass sie nicht aus Teamplayern besteht. Am ehesten sehen sich die Angehörigen der Generation Z als digitale Unternehmer, die ein Ziel verfolgen: die Maximierung der persönlichen Lebenslust und des Einkommens. „Da die ältesten Vertreter der Generation Z erst jetzt in die Arbeitswelt eintreten, lässt sich noch nicht endgültig sagen, wie sie die Arbeitswelt verändern werden“, so Julia Schwarz. „Mit ziemlicher Sicherheit aber wird der Joballtag dieser Digital Natives noch vernetzter, digitaler und flexibler sein, als er es heute ohnehin schon ist.“

[1] Quelle: http://www.bmas.de/DE/Service/Medien/Publikationen/Forschungsberichte/Forschungsberichte-Arbeitsmarkt/forschungsbericht-fb-456.html („Gewünschte und erlebte Arbeitsqualität“)

[2]  Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/karriere/article117787630/So-bekommen-Sie-die-Auszeit-vom-Job-durch.html, „So bekommen Sie die Auszeit vom Job durch“